Orrente Pedro: Moses und der brennende Dornbusch (zwischen 1608 und 1645) National Trust, Kingston Lacy

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Mein Name ist Gudula Frieling. Ich bin freiberufliche Theologin, Autorin und Dozentin. In meinen Texten und Veranstaltungen stelle ich das Konzept einer christlich-positionalen Ethik zur Diskussion, das ich in meiner Dissertation in Auseinandersetzung mit der Christologie des Befreiungstheologen Jon Sobrino entwickelt habe.

Biblischer Vernunftbegriff und säkulare Argumente

Es handelt sich um einen Gegenentwurf zur katholischen Moraltheologie und ihrer Soziallehre, die nach wie vor durch Vorstellungen der spätantiken Philosophie, des Naturrechts und den Kontext des Konstantinismus geprägt sind. Dagegen ist die christlich-positionale Ethik biblisch begründet. Entsprechend ist auch ihr Vernunftbegriff ein biblischer, der in der Fähigkeit der Menschen zur Empathie wurzelt.

Zugleich zielt christlich-positionale Ethik aber darauf ab, mit säkularen Argumenten in einer pluralen und offenen Gesellschaft Überzeugungskraft zu erlangen. Denn sie versteht sich als befreiende Ethik und will Menschen in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten für eine befreiende Praxis gewinnen.

Der christliche Gott als parteiischer Gott

Im Mittelpunkt steht dabei die praktische Solidarität der Gläubigen mit den Notleidenden. Der Gott Israels offenbarte sich laut biblischem Zeugnis als ein Gott, der Not wahrnimmt und die Schreie der Unterdrückten hört. „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten sehr wohl bemerkt. Ich habe gehört, wie sie vor ihren Peinigern aufschrien. Ich kenne ihre Schmerzen“ (Exodus 3,7), spricht Gott in der Erzählung vom brennenden Dornbusch. Gott will sein Volk Israel und mit ihm alle Menschen befreien. Dazu braucht Gott Menschen, die bereit sind, seinen befreienden Weg mit ihm zu gehen. Nur so kann das Reich Gottes wachsen, das Jesus von Nazareth verkündete (Markus 1,14 & 4,30-32).

Das Reich Gottes und christliche Praxis

Das Reich Gottes verstehe ich mit der Befreiungstheologie als eine historisch-gesellschaftlich erreichbare Größe. Auf die Befreiung von ausbeutenden Strukturen hin zu wirken, betrachte ich als dringliche Aufgabe für Christinnen und Christen. So wie Gott laut biblischen Erzählungen in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen Position bezieht, so sind auch wir aufgerufen, uns solidarisch auf die Seite der ökonomisch Armen zu stellen – wenn wir dort nicht ohnehin schon stehen.

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